Ob in Schule oder im Studium, überall stößt man auf Lehrmaterialien, seien es Bücher oder auch Präsentationen, die durch technische Hilfsmittel leichter erschlossen werden könnten. Beispielsweise könnten Schulbücher durch Vorlesesoftware auch für Menschen mit einer starken Legasthenie ein selbstbestimmtes Lernen ermöglichen. Nur geht das nicht immer wegen digitaler Rechteverwaltung (DRM), auch bekannt als Kopierschutzmaßnahmen.
Das digitale Schulbuch
Als ich in der 10. Klasse war hatte die Schule neben einem Bestand der Geografie Bücher auch eine Lizenz für die „digitale“ Version des Buches. Diese wurde mir von der Schule auch bereitgestellt. Eine durchaus empfehlenswerte Maßnahme. Allerdings hatte diese Version einige Probleme mit sich gebracht, denn sie war in keinem offenen Format (z. B. PDF), sondern konnte nur über die Plattform des Verlages abgerufen werden. Dadurch ist eine direkte Verwendung von Vorlesesoftware nicht möglich gewesen. Keine große Herausforderung dachte ich mir und versuchte einfach den Text rauszukopieren. Da fiel mir auf, dass der Text nicht markierbar war. Der Verlag hatte anscheinend nicht einfach die Druckversion eingestellt, sondern nur ein Bild des Textes. Später erfuhr ich, dass dies beabsichtigt war, um das Urheberrecht durchzusetzen. Eine „digitale“ Version degradiert auf den Funktionsumfang eines analogen Buches. Alles im Namen des Urheberrechts.
Solche Situationen erlebte ich häufiger noch in meiner Schullaufbahn und auch jetzt im Studium. Texte werden nicht maschinenlesbar zugänglich gemacht, auch wenn die Existenz dieses Textes offensichtlich eine digitale Version voraussetzte. Dies ist dann meist eine nur schwer zu überwindende Barriere. Im Falle des Geografiebuches habe ich übrigens Bildschirmfotos gemacht und Texterkennung darauf geworfen. Ein deutlicher Mehraufwand.
Doch es gibt auch Dinge, die Lehrende selbst besser machen könnten.
Materialien für den Unterricht
Wenn Präsentationen gemacht werden, sind diese meist nicht nur eine gute Stütze, um einer Sitzung zu folgen, sondern auch, um sich Notizen zu machen. Viele Lehrende würden hier sagen, dass ein vollständiges Mitschreiben die Lernenden mehr anhält sich Sachen zu merken. Dies ist jedoch eine verkürzte Sicht, da hier häufig übersehen wird, dass ein Schrift-gebundenes lernen, mehr mit dem genau zuhören und weniger mit dem Schreiben selbst zu tun hat. Gerade bei Menschen mit Legasthenie scheitert dieser Ansatz, da diese sich oft nicht auf den Inhalt konzentrieren können, während sie mitschreiben. Und jeder lernt anders. Einen starren Weg vorzugeben ist falsch! Hier wäre es hilfreich, die Folien zugänglich zu machen.
Ein weiterer Aspekt im Unterricht ist der Zugang zu Arbeitsblättern. Diese gibt es oft nur in ausgedruckter Form, obwohl viele der Dokumente von den Lehrkräften selbst erstellt werden. Ich hatte es oft, dass ich die Erlaubnis hatte auf dem Computer meine Aufgaben zu bearbeiten, jedoch die Aufgabenstellung weiterhin primär auf Papier erhalten habe. Dies erschwert die Verwendung von technischen Hilfsmitteln und die übersichtliche Beantwortung von Fragen. Ich hoffe, dass dies mit der Einführung von E-Mail-Adressen für Lehrer (Hallo 90er) endlich in die richtige Richtung geht.
Ein großes Problem stellen jedoch die Arbeitsblätter der Schulbuchverlage dar, da diese oft entweder nur ausgedruckt den Lehrenden zur Verfügung stehen oder eine digitale Weitergabe explizit per Lizenz ausgeschlossen ist. Hier muss sich was ändern!
Fazit: Freie Lehrmaterialien
Der offensichtliche Weg sind sogenannte „offene Lehrmaterialien“ (OER). Diese haben keinen Kopierschutz und stehen unter einer Lizenz, welche die kostenlose Weitergabe, Veränderung und Vervielfältigung erlaubt, ähnlich wie bei der Freien Software. Grundsätzlich sollten Lehrkräfte verstärkt auf gemeinfreie Materialien zurückgreifen und die Schulverwaltung sollte die Anschaffung von barrierefreien Büchern fördern. So ist es möglich, dass alle Schüler und Schülerinnen selbstbestimmt in der Schule lernen können.
Hinweis: Lehrende finden auf der Webseite open-educational-resources.de eine Sammlung von OER Quellen und eine genauere Erklärung zu dem Thema.
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