Auf dem Markt der Legasthenie Hilfsmittel gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, das Lesen und Schreiben zu unterstützen. Allerdings finden sich darunter auch immer wieder Produkte, die ihren Preis in keiner Weise rechtfertigen und die ihre Versprechungen nicht einhalten. Dies soll nicht bedeuten, dass diese Hilfsmittel für niemanden nützlich sein können. Jedoch gibt es aus statistischer, zeitlicher und finanzieller Sicht Gründe, die Finger von einigen Produkten zu lassen oder zumindest bei der Auswahl Alternativen in Betracht zu ziehen.

Wichtig beim Betrachten von Hilfsmitteln ist immer: Lassen Sie sich nicht von “Erfahrungsberichten” auf Webseiten überzeugen, sondern informieren Sie sich bei unabhängigen Personen und Studien!

Das Problem mit den Schriftarten

Immer wieder werden neue Schriftarten vorgestellt, die speziell für Menschen mit Legasthenie entwickelt wurden. Diese sollen die Lesbarkeit verbessern und die typischen Schwierigkeiten von Legasthenikern beim Entziffern von Texten verringern. Doch sind diese Schriftarten wirklich so hilfreich, wie sie versprechen? Wissenschaftliche Studien zeigen ein ernüchterndes Bild:

Obwohl spezielle Legasthenie-Schriftarten angepriesen werden, schneiden Standard-Schriften wie Arial oft genauso gut oder sogar besser ab. In einigen Studien lesen Legastheniker mit speziellen Schriften wie OpenDyslexic oder Dyslexie Font sogar langsamer und mit mehr Fehlern.[1][2] Letztlich ist die Wahl der Schriftart individuell verschieden und sollte vom Legastheniker selbst entschieden werden.

Erwiesenermaßen helfen serifenlose Schriften, ein richtiger Abstand zwischen den Buchstaben und auch zwischen den Zeilen. Aber besondere Vorsicht ist geboten, wenn für eine Legasthenie-Schriftart Kosten anfallen.

Lesestifte als Legasthenie Hilfsmittel?

Lesestifte sind in den meisten Fällen ein schlechtes Hilfsmittel. Wieso? In einem Blogbeitrag habe ich das mal ausführlich beschrieben. Kurzfassung lautet aber: Sie sind teuer, unflexibel und es gibt günstigere Alternativen. Außerdem endet die sinnvolle Verwendung mit der 6. Klasse und im Alltag hat es nur erschwert Anwendung.

Grundsätzlich bieten sich Mobilgeräte wie Tablets und Handys auch im frühen Alter mit OCR– und Vorlesesoftware schon um vieles mehr an als Lesestifte, da diese die Kinder von früh an auch in ihrem Alltag eigenständig Texte erschließen lassen.

Der Duden – Wohl das schlechteste Hilfsmittel für Legastheniker!

Häufig wird der Duden als Hilfsmittel vorgeschlagen. In den meisten Fällen ist das jedoch ein schlechter Scherz. Zwar ermöglicht der Duden Menschen mit Legasthenie, die korrekte Rechtschreibung jedes Wortes nachzuschlagen, aber wie sucht man nach einem Wort, wenn man nicht weiß, wie man es schreibt? Ein analoges Wörterbuch ist in vielerlei Hinsicht das schlechteste Hilfsmittel für Menschen mit Legasthenie.

Leider wird dieses Hilfsmittel oft ausgerechnet in Verordnungen und Handreichungen zuerst genannt und oft als einzige Option angeboten, manchmal auch neben lediglich fünf Minuten zusätzlicher Zeit “um das Heraussuchen zu kompensieren”. Vereinzelt geben sogar Schulen lediglich zusätzliche Zeit für das Korrigieren mit dem Duden, ohne dass weiterer Inhalt hinzugefügt werden darf. Das entspricht nicht dem eigentlichen Sinn des Nachteilsausgleichs! Wenn solche Vorschläge gemacht werden, ist es dringend ratsam, Protest einzulegen und eine bessere Alternative vorzuschlagen!